2015 bin ich zum ersten Mal Elektroauto gefahren, einen Smart ForTwo, den ich für zwei Tage von meinem Händler als Ersatzwagen bekommen habe. Das hat mir zwei Dinge
gezeigt: Erstens, dass E-Mobilität unglaublich Spaß macht - und zweitens, dass der Smart damals noch nicht reif für mein Anforderungsprofil war.
Im März 2021 habe ich kurzentschlossen einen ersten ernsthaften Anlauf zum eigenen E-Auto unternommen. (Auslöser war ein Streitgespräch mit meinem Chef am Vortag und ich brauchte einen schönen Gedanken zur Ablenkung... 😄)
Kurz zuvor hatte ich einen Bericht über den neuen Fiat 500e gesehen - und fand ihn rundum interessant. Konkurrenten gab es ein paar: Smart EQ, Honda E, Renault Zoe.
Viel mehr kam eigentlich nicht in Frage, suchte ich doch nach 20 Jahren (Benziner-)Smart ForTwo einen kleinen Stadtwagen, kein Reisemobil. Verschiedene Youtuber und andere Berichte im Internet
haben den 500e für mich schnell in die Favoritenrolle gebracht, nach dem Besuch beim Fiat-Händler und dem anschließenden Probefahrt-Nachmittag war meine Entscheidung weitgehend fix: Den will ich
haben!
Danach hat es noch einige Wochen des Vergleichens gebraucht, dazu viel Wissensansammlung zu E-Autos, Technologie und Förderung - und letztlich das Abwägen der
sinnvollen Ausstattung.
Am Ende wurde es ein Fiat 500e Icon - meiner Frau zuliebe mit nur zwei Zusatzausstattungen: dem Parkpaket (Parksensoren, Rückfahrkamera und Totwinkelassistent) und dem Winterpaket
(Sitzheizungen). Der Icon hat ja schon reichlich Technik verbaut: Klimaautomatik, Keyless Entry & Go, Spurhalteassistent, Tempomat, Verkehrszeichenerkennung, Regen- und Lichtsensor, Notbrems-
und Aufmerksamkeitsassistenten, Multifunktionslenkrad und das 10,25" Infotainment mit DAB+, Navigation, wireless Apple Carplay/Android Auto, App-Steuerung und vieles mehr. Die vollständige
Ausstattungsliste unseres 500e ist unten verlinkt.
Auf den Co-Driver, die Fahrunterstützung zum autonomen Fahren Level 2, haben wir bewusst verzichtet. Der adaptive Tempomat hätte mich gereizt, das Selbstlenken auf
Autobahn und Landstraße halte ich aber für zu trügerisch - und im Stadtverkehr ist das alles ohnehin nicht hilfreich.
Wenig später hat sich offenbar gezeigt, dass das bisher verbaute System tatsächlich zu oft aussetzt, da ausschließlich kamerabasiert. Um die Funktionalität auch bei Gegenlicht, Nebel, starkem
Regen, etc. nutzen zu können, wird in der nächsten Generation ein noch etwas teureres Frontradar verbaut.
Die optischen Entscheidungen waren einfach: Das Schwarz als Lackierung ist zwar nicht so originell wie so manche Sonderfarbe - aber zweckmäßig, unterstützt das sportliche Äußere und spart 700 bis 2.000 € Aufpreis. Dazu gibt es bei uns noch als Extra die Chromleisten an den Fenstern. Chic! Innen ist es das schwarz-graue Nadelstreifendesign. Edel!
Damit sind wir auf einen Verkaufspreis von 32.250 € gekommen. Das klingt für einen Kleinwagen echt viel - und ist es auch! Nach Herstellerelektrorabatt, etwas Händlerrabatt und staatlicher E-Förderung blieben allerdings nur noch 22.150 €. Und das finden wir für das Gebotene einen sehr reellen Preis!
Bestellt haben wir letztlich Ende März 2021. Schon acht Wochen später stand Luigi abholbereit beim Händler auf dem Hof - und macht uns seitdem Spaß! 😃
Was macht denn nun für uns den Fiat 500e zum (fast) perfekten Elektroauto?
Emotional ganz klar das tolle, gleichzeitig klassische und moderne Gesamtbild. So manches E-Auto wirkt auf uns kühl, unpersönlich, technisiert-unpraktisch. Auch wenn der 500e viel moderne und nützliche Technik verbaut hat, das Fahren und das Bedienen erfolgt vertraut/bewährt/praktisch. Er hat Scheibenwischerhebel, Knöpfe für alle notwendigen Klimatisierungsfunktionen, Radiobedienung und einiges mehr. Alternativ kann man das auch über Sprachsteuerung oder in Touchscreen-Menüs tun - aber häufig ist das weniger praktikabel und schon gar nicht intuitiv.
Rational betrachtet bietet uns der 500e ein super Grundsetting für den Einsatz im Stadtverkehr - und ggf. auch auf längeren Strecken: einen akzeptabel großen Akku (42kWh brutto), einen sprintstarken 87kW-Motor (3 sec von 0 auf 50 kmh) und einer Effizenz des Antriebs, die einen geringen Verbrauch und damit ordentliche Reichweite (318 km nach WLTP) ermöglicht. Das Ladesystem füllt ihn mit 11 kW an der heimischen Wallbox und mit bis zu 85 kW am DC-Schnellader. Damit ist auch mal eine Streckenfahrt mit halbstündigem Ladestopp an der Autobahn machbar. Mal schauen, wann wir das mal ausprobieren. Der Fokus liegt natürlich auf der Stadt und beim Laden zuhause.
Um zum Emotionalen zurück zu kommen: Er macht einfach Spaß! Agilität, Direktheit, One-Padel-Driving... In den ersten Monaten hatte ich beinahe Muskelkater vom Grinsen während der Fahrt. 😁
Nach all den Lobeshymnen will ich aber auch die negativen Punkte nicht verschweigen. Davon gibt es auch einige, die unbedingt erwähnt werden sollten:
Das Platzangebot: Die Sitze vorn sind absolut ok und bequem. Aber wer einen Viersitzer erwartet, sollte hinten nur für (nicht all zu große) Kinder planen. Als
Erwachsener kann man sich da mal reinquetschen, aber dann bitte nur für kurze Strecken. Auch der Kofferraum ist recht begrenzt. Für ein paar Kisten Mineralwasser reicht es und notfalls kann man
die Rücksitze natürlich umklappen, leider mit einer nicht ansatzweise horizontalen Fläche. Ein Lastesel ist der 500e nun wirklich nicht.
Die Produktpolitik bezüglich Ausstattungen und Farben ist wie bei vielen Marken etwas nervig. Dass ich einen Neuwagen wohl oder übel nur mit Sommerreifen bestellen kann, war eine neue Erfahrung für mich. Ob ich mit meinem Fiat-Händler dauerhaft zufrieden bin, beurteile ich mal nach dem ersten Service...
Größtes Ärgernis ist ohne Zweifel die Software. Alles wirklich Fahrrelevante funktioniert bei uns einwandfrei. Beim Multimediasystem gab es einige Hakler, bis dann
auch die Funktionen wie Live-Verkehr und Eco-Score einigermaßen zuverlässig funktioniert haben. Unterirdisch ist weitgehend die Funktion der App. Spärliche Funktionen, die eher unzuverlässig
funktionieren, umständliche Bedienung, peinliche Fehler,... Was eine App alles kann und wie schnell sie agiert, sollten sich die Entwickler mal bei Tesla anschauen.
Aber glücklicherweise braucht man das zum Fahren nicht - und hoffentlich lernt Fiat da irgendwann dazu und schiebt Verbesserungen über Updates nach. Auf allen drei Ebenen (Fahrzeugsteuergeräte
(Werkstatt), Entertainmentsystem (OTA) und App (AppStore)) gibt es in den letzten Monaten zumindest etwas Bewegung.
Diese Kritikpunkte können meinem Fazit aber wenig anhaben. Wir sind mega-zufrieden mit unserem Luigi! Neben dem Fahrspaß und der Flexibilität stehen auch noch die langfristige Kostenbilanz und natürlich der Umweltaspekt auf der Positiv-Liste. 🔋⚡😎
Ach ja, warum heißt er eigentlich Luigi ?
Das ist einfach: nach dem berühmtesten Fiat 500 aller Zeiten! Wer den nicht kennt (und damit offensichtlich auch nicht Pixars "Cars"), findet ihn hier bei Youtube. 😃